Dass mein Cholesterinspiegel zu hoch ist, weiß ich seit 1982. Die Vermutung, dass ich FH haben könnte, äußerte der Hausarzt meiner Eltern bereits in den 70er Jahren, als meinem Vater ein viel zu hoher Cholesterinspiegel diagnostiziert wurde. Auf die Idee, seine beiden Kinder ebenfalls auf FH testen zu lassen, kam damals niemand. Es war ich selbst, die, als ich 25 Jahre wurde, einen Arzt um Überprüfung meiner Cholesterinwerte bat. Mein erster gemessener LDL-Wert war bei 381…
Trotz nun erkanntem zu hohem Cholesterinspiegel nahm ich keine Medikamente, da der Arzt wegen des bestehenden Kinderwunsches davon abriet. Erst neun Jahre später bekam ich erste, leichte Medikamente.
In der Folge wurden mehrere Medikamente durchgetestet und immer wieder umgestellt. Rückwirkend muss ich leider feststellen, dass die große Gefahr, die von FH ausgeht, von meinen Ärzten nicht richtig erkannt und eingeschätzt wurde. Mein LDL pendelte sich im Laufe der Jahre bei ca. 200-250 ein – die Jahre vergingen, die Werte waren zu hoch.
2009 kam es dann zu einem „Ereignis“: Ich bekam im Frühjahr Sehstörungen auf dem rechten Auge, die vom Hausarzt mit Staunen wahrgenommen wurden. Nach einigen Monaten des Abwartens schickte er mich zur Überprüfung der Halsschlagadern. Der Kommentar des Angiologen: „Oh, auf Sie muss man aufpassen. Kommen Sie in 6 Monaten wieder.“ – Nach 5 Monaten sah ich eines Morgens auf dem rechten Auge nichts mehr… Die sofortige Einlieferung in die Klinik brachte mir den lapidaren Satz eines Arztes ein: „Ihr hoher Cholesterinspiegel ist jetzt symptomatisch geworden.“
Es wurde festgestellt, dass ein mächtiger Trombus in der rechten Halsschlagader, der carotis interna, saß. Die folgende Operation verlief zunächst erfolgreich, der Trombus wurde ausgeräumt. Kurze Zeit darauf verschloss sich die carotis interna jedoch erneut. Seitdem wird mein Gehirn über die restlichen 3 Adern versorgt.
Dieser Fast-Schlaganfall hatte zum großen Glück keine weiteren körperlichen Auswirkungen – ich hatte das große Glück, dass die Hirnfunktionen nicht betroffen waren. So betrachtet war es gut, dass ein Vor-Trombus ins Auge ging – so wurde ich endlich in einer Klinik durchgecheckt und der noch in der Schlagader sitzende Trombus gefunden. Geblieben ist mir „lediglich“ ein blinder Fleck in meinem rechten Auge – dort habe ich nurmehr ca. 20-30% Sehkraft.
Und geblieben ist mir die Erkenntnis, dass man nicht notwendigerweise gut versorgt ist, wenn man zum Arzt geht und Medikamente bekommt. Mein Arzt war nicht informiert über die großen Gefahren von FH, er war nicht auf dem aktuellen Stand der Medikamentenkunde – er kannte, wie er mir später erzählte, weder Rosuvastatin noch Nikotinsäure! Und er erzählte mir später, dass er nach meinem Ereignis auf Fortbildung gegangen sei…
Dieses ärztliche Unwissen ist nun eine große Triebfeder für mich: Ich möchte durch die aktive Teilnahme bei CholCo dazu beitragen, dass FH bekannter wird und dass auch Hausärzte über FH genau Bescheid wissen!