Patienten mit Familiärer Hypercholesterinämie haben aufgrund ihres gestörten Cholesterinhaushaltes ein sehr hohes Risiko, an Herz- und Kreislaufleiden zu erkranken. Zur langfristigen Senkung des Cholesterinspiegels reichen eine gesunde Ernährung und Sport alleine häufig nicht aus, deshalb wird bei vielen Patienten eine zusätzliche Behandlung mit Medikamenten nötig, selbst wenn noch keine Anzeichen für Herz- und Gefäßschäden bestehen.
Rechnerisch liegt in Deutschland bei etwa 16 000 Frauen zwischen 20 und 40 Jahren eine Familiäre Hypercholesterinämie vor – davon theoretisch bei ein oder zwei Frauen in homozygoter Merkmalsform, also mit defekten Genen von beiden Elternteilen. Durch hormonelle Veränderungen kann der Cholesterinwert in der Schwangerschaft noch einmal auf das Doppelte ansteigen, die Triglyzeride können sogar dreimal so hoch wie vor der Schwangerschaft werden. Betroffene Frauen fragen sich dann natürlich, ob die Pharmakotherapie, also die Behandlung mit cholesterinsenkenden Medikamenten, auch während der Schwangerschaft und in der Stillzeit sicher ist?
Der Cholesterin- und Triglyceridspiegel steigt während der Schwangerschaft auf natürliche Weise an. Durch hormonelle Veränderungen kann der Cholesterinwert in der Schwangerschaft noch einmal auf das Doppelte ansteigen, die Triglyzeride können sogar dreimal so hoch wie vor der Schwangerschaft werden.
Zur medikamentösen Behandlung der Hypercholesterinämie stehen Medikamente zur Verfügung, die im Körper chemisch Einfluss auf den Stoffwechsel nehmen und Substanzen, die bereits im Darm wirken, ohne in den Blutkreislauf aufgenommen zu werden (siehe Kapitel „Medikamente“). Prinzipiell sind nur Auswirkungen von Medikamenten ein mögliches Problem, die in den Blutkreislauf aufgenommen werden, also von sogenannten resorbierbaren Medikamenten.
Zu Verträglichkeit und Sicherheit dieser resorbierbaren Cholesterinsenker kurz vor und während der Schwangerschaft liegen zwar Einzelbeobachtungen vor. Diese erlauben allerdings noch kein wissenschaftlich fundiertes Urteil. Einige tierexperimentelle Studien sprechen jedoch für die Möglichkeit von Schäden für das Kind. Exakte Studiendaten zur Behandlung mit Cholesterinsenkern in der Schwangerschaft fehlen aber leider – das bringt den beratenden Arzt in ein Dilemma: Welches Risiko besteht für das Kind? Ist eine während der Schwangerschaft unbehandelte Hypercholesterinämie ein Problem für die Mutter oder sogar für das Kind?
Um das Risiko für Mutter und Kind zu minimieren, gilt daher momentan folgende Empfehlung:
Resorbierbare Medikamente wie Statine, Ezetimib, Fibrate und Nikotinsäure gelten in Schwangerschaft und Stillzeit als nicht anwendbar (also als kontraindiziert) und werden nicht empfohlen.
So ergibt sich nach derzeitigem Wissensstand die Empfehlung, mindestens vier Wochen oder eher sogar drei Monate vor der Empfängnis sowie in der Schwangerschaft und der Stillzeit Medikamente aus den genannten Substanzgruppen auszusetzen. Als möglich gilt die Einnahme von nicht vom Körper aufgenommenen Stoffen, sogenannten Anionenaustauschern.
Es ist nicht sicher, welche Bedeutung eine ausgeprägte Hypercholesterinämie in der Schwangerschaft für Mutter oder Kind hat. Auf alle Fälle wird der Einsatz der LDL-Apherese bei Vorliegen der Stoffwechselstörung in homozygoter Merkmalsform diskutiert. Die Entscheidung hängt von der Schwere des klinischen Bildes ab. Einzelbeobachtungen wecken die Sorge, dass sich für das werdende Kind ein höheres Gefäßrisiko ergeben könnte, wenn es bereits während der Schwangerschaft einem übermäßig hohen Cholesterinspiegel ausgesetzt ist.
Es gibt auch Erfahrungsberichte von nicht geplanten Schwangerschaften, bei denen Mütter während des Beginns der Schwangerschaft regelmäßig Statine zu sich nahmen. Schadenshinweise waren dabei aber so minimal, dass betroffener Mütter in diesem Fall meist beruhigt werden können.
Wichtig: Diese Empfehlungen ersetzen auf keinen Fall einen Gang zum Arzt! Sollten Sie planen, schwanger zu werden und an Familiärer Hypercholesterinämie leiden oder sind Sie bereits schwanger, sollten Sie unbedingt einen Arzt hinzuziehen – idealerweise einen Lipidspezialisten.