Der lysosomale saure Lipase (LAL)-Mangel gehört zu einer Familie von Krankheiten, die man als lysosomale Speicherkrankheiten bezeichnet. Sie wird auch als Wolman Krankheit und Cholesterinester Speicherkrankheit bezeichnet.
Was ist eine lysosomale Speicherkrankheit?
Der Lysosomale saure Lipase (LAL)-Mangel gehört zu einer Familie von Krankheiten, die als lysosomale Speicherkrankheiten bezeichnet werden. Lysosomen sind in allen Zellen des Körpers zu finden und spielen eine wichtige Rolle beim Abbau von Nahrungsstoffen und Abfall. Ist das Lysosom dazu aufgrund des fehlenden Werkzeuges (dem Enzym) nicht in der Lage, bleiben die unzerlegten Materialien im Zellorganell liegen und sammeln sich wie auf einem Schrottplatz in der Zelle an. Ohne eine Entsorgung des „Schrotts“ ist die Zelle bald unfähig, ordentlich zu funktionieren und stirbt ab. Je nachdem in welchen Organen am meisten von diesem „Schrott“ anfällt, zeigen sich die Symptome in häufig auftretenden Erkrankungen, wie bei der CESD, z.B. in der Leber. Andere lysosomale Speicherkrankheiten sind z.B. M. Gaucher, M. Fabry, M. Pompe, Mukopolysaccharidosen.
Was ist ein LAL-Mangel?
Unter normalen Bedingungen produziert der Körper ein Enzym namens lysosomale saure Lipase (LAL). Dieses Enzym spaltet Fettmaterial (Cholesterinester und Triglyzeride) zu kleineren Einheiten auf. Beim LAL-Mangel kann der Körper nicht genug oder gar keine Enzyme produzieren. Dann kommt es zur Speicherung des nicht abgebauten Materials im Körper. Besonders die Leber oder die Milz, der Verdauungstrakt wie auch die Wände der Blutgefäße können von der übermäßigen Ansammlung von Fetten in den Körperzellen betroffen sein. Je weniger Enzym im Körper gebildet werden kann, desto früher tritt die Krankheit auf und desto schwerer sind die Symptome.
Wolman Erkrankung
Die sehr seltene besonders frühe Verlaufsform des LAL-Mangels, die sogenannte Wolman Erkrankung tritt bereits in den ersten Lebensmonaten nach der Geburt auf und führt sehr rasch zum Tod des Kindes, meist durch Leberversagen.
Cholesterinester Speicherkrankheit
Häufiger kommt die verzögert oder später eintretende Verlaufsform des LAL-Mangels, die Cholesterinester Speicherkrankheit (CESD) vor, die mildere Symptome zeigt und weniger rasch verläuft.
Die Cholesterinester-Speicherkrankheit (CESD) kann jedoch auch, je nach Schwere zu einer Leber-Fibrose, Leber-Zirrhose, zum chronischen Leberschaden oder Leberversagen mit vorzeitigem Tod führen. Auch ist ein erhöhtes Risiko von Herz-und Kreislaufveränderungen als Folge einer Arteriosklerose mit möglichen Schlaganfällen beschrieben worden.
Genetische Ursache für den Mangel an lysosomaler saurer Lipase
Der LAL-Mangel ist eine autosomal rezessiv vererbte Erbkrankheit. Jeder Mensch erbt zwei Kopien des LAL-Gens: eine Kopie von der Mutter und die andere vom Vater. Eine Person mit LAL-Mangel hat eine defekte Kopie des Gens von der Mutter und eine fehlerhafte Kopie des Gens vom Vater geerbt. Mit nur einer Kopie des fehlerhaften Gens kann man mit der anderen Hälfte noch genügend Enzym produzieren um nicht krank zu werden. Daher wissen Träger der Erkrankung (Eltern) nichts von ihrem Gendefekt. Wenn beide Eltern Träger sind, gibt es eine 25% Chance (eins zu vier) mit jeder Schwangerschaft, dass das Kind den LAL-Mangel auf beiden Genen trägt und damit erkrankt.
Symptome des LAL-Mangels
Da ein LAL-Mangel oder Cholesterinester Speicherung Ähnlichkeiten zu vielen wesentlich häufigeren Erkrankungen hat, ist es für den Arzt oft sehr schwierig, die Diagnose zu stellen. Zu den körperlichen Auffälligkeiten, die ein Patient mit einer Verlaufsform des Kindes-Jugend und Erwachsenenalters haben kann, zählen:
- Ungeklärte Hepatomegalie (Lebervergrößerung)
- Erhöhte Leberenzymwerte ohne andere Ursache (Transaminasen: AST und ALT)
- Ungeklärte chronische Lebererkrankung
- eher mäßig erhöhter Trigylcerid-Spiegel
- hoher LDL-Cholesterinwert („schlechtes“ Cholesterin)
- niedriges HDL-Cholesterin („gutes“ Cholesterin)
- Ungeklärtes Fett oder Lipid-Material in der Leber
Einige Veränderungen sind weniger häufig bei anderen Lebererkrankungen zu finden und können daher wichtige Hinweise für den Arzt sein:
- vergrößerte Milz
- fehlender erhöhter BMI < 30 (Body Mass-Index = Anteil des Körperfettes zu Größe und Gewicht)
- kleine Statur/ Kleinwuchs
- Vergrößerte Lymphknoten
Ein LAL-Mangel wird oft nicht erkannt, da die Diagnose nicht einfach ist. Durch die Ähnlichkeit der Symptome kann CESD als andere, häufiger vorkommenden Erkrankungen fehlgedeutet werden wie z.B. als:
- nicht-alkoholische Leberverfettung (NAFLD)
- Nicht-alkoholische Lebeverfettung mit zusätzlicher Leberentzündung (NASH)
- Alkoholische Lebererkrankungen
- Autoimmune Lebererkrankung (das Immunsystem des Körpers selbst verursacht Schäden in den Leberzellen)
- Fettstoffwechselstörungen mit Erhöhung der Blutfette (z.B. familiäre Hypercholesterinämie)
- bestimmte Gewebeverhärtungen der Leber (Kryptogene Zirrhose)
- andere Stoffwechselerkrankungen wie die Niemann-Pick-Krankheit Typ C (NPC)
Alle hier genannten Krankheiten sind aber deutlich häufiger als eine CESD, so dass sich meist ein Verdacht auf CESD nicht bestätigt.
Diagnose der Cholesterinester-Speicherkrankheit oder Wolman-Krankheit
Die Bestätigung der Diagnose wird durch den Mangel des Enzyms LAL geführt. Die Testung erfolgt zunächst durch eine Blutabnahme. In Speziallaboren kann dann mittels sogenannter Enzym-Testungen der Mangel festgestellt werden. Seit neuestem ist die Sicherung der Diagnose auch mit einem sehr einfachen Test, bei dem wenig Blut auf eine löschblattartige Karte aufgebracht wird, möglich.
Eine weitere Möglichkeit stellt die genetische Untersuchung dar, in der eine Analyse der beiden Gene erfolgt.
Behandlung des LAL-Mangels oder der Cholesterinspeicherkrankheit
Zurzeit gibt keine zugelassene Therapie zur ursächlichen Behandlung des LAL-Mangels. Basierend auf den derzeit verfügbaren Informationen verläuft die früh einsetzende Verlaufsform des LAL-Mangels (Wolman) rasch tödlich. Allerdings wurden Kinder auch erfolgreich mit einer Knochenmarktransplantation behandelt. Oft wird dies aber durch die schnell fortschreitende gesundheitliche Verschlechterung der Kinder und durch die Spendersuche zum Wettlauf mit der Zeit.
Die symptomatische Therapie der spät einsetzenden Verlaufsform des LAL-Mangels (CESD) konzentriert sich auf die Kontrolle des Blutfettspiegels durch Reduktion der nahrungsbedingten Aufnahme von Cholesterin und Triglyceriden und auf die Gabe von Statinen oder anderen lipidsenkenden Therapien. Obwohl einige Verbesserungen gesehen werden konnten, bleibt die Grunderkrankung unbeeinflusst und die bestehende Progression der Krankheit kann zu ernsthaften Leber- oder Herz-Kreislauf-Komplikationen führen. Personen mit CESD können abhängig von der Schwere der Krankheitsmanifestation eine normale Lebenserwartung haben.
Seit neuestem gibt es klinische Forschungen im Bereich einer gezielten Therapie mit intravenösem Ersatz der LAL. Erste klinische Untersuchungen mit Patienten haben beres begonnen.